Schlemmen in Shànghǎi Teil 3 – Auf Nummer sicher mit Fisch?

Sonntag 07-SEPT-2014

An meinem letzten Wochenende wollte ich hauptsächlich Meeresfrüchte und Fisch probieren.
In einem Restaurant bei mir um die Ecke bestellte ich gedämpften/gekochten Fisch und als Vorspeise Pí dàn mit Tofu.

Der Fischtopf war gut – allerdings merkte man den Einfluss der Küche Shànghǎis sofort: Der Pott war überzogen mit grau-gekochten Streifen von Schweinefleisch. Also eine shànghǎier Interpretation von gekochtem/gedämpftem Fisch.

Außerdem ist dem Koch womöglich die Hand ausgerutscht, als er den Tofu zum Fischtopf hinzufügte; kiloweise Tofu bei dem ich mich zwischenzeitlich fragte, ob er zum Essen oder als Verzierung gedacht war. Die Portion war ordentlich. Mein Proteinbedarf des Tages wurde fast allein durch den Fischtopf schon gedeckt – und vorweg hatte ich schon Tofu mit Pi dán …

Der Fisch schmeckte sehr gut; hatte leider viele Knochen und Gräten die mein Mittagessen in die Länge zogen.

Montag 08-SEPT-2014

Das Grape Restaurant wurde bekannt in 80er Jahren durch avangardistische Züge und ausgefallene Speisen. Gerichte sollen typische Küche Shànghǎis sein – aber mit eigenen Interpretationen. Das merkt man sofort bim Blick in die Speisekarte. Viele Gerichte mit Schweinefleisch, einige Meeresfrüchte und sonstige Köstlichkeiten des Meeres. Da die Krabbengerichte seltsam anmuteten (ganze Krabben in süßer Sauce) – und ich keine Lust auf Schwein hatte (Scheinebauchstreifen auf einem torförmigen Gestell serviert, wie Bettlaken auf einer Wäscheleine zum Trocknen). Durchaus interessantes Design auf dem Teller. Essen ist in China ein Fest für alle Sinne.

Ich bestellte schließlich den Mandarinfisch, weil dies scheinbar Delikatesse in Shanghai sein soll. Unter Mandarinfisch verstand ich bisher einen bunten Zierfisch. Das Foto auf der Speisekarte glich dem jedoch nicht. Es sah auch so aus, als sei der Fisch entgrätet. ein weiteres Argument zu probieren.
Was ich bekam glich zwar dem Foto auf der Speisekarte, spielt aber in der obersten Klasse an Überraschungen die ich beim Essen in Shanghai bekam: Ein Fisch im bunten Clownskostüm auf fettig-frittiertem Donutteig. Ein wahres Kunstwerk; garniert mit vereinzelten Erbsen, Möhren, Shrimps und Pinienkernen.
Ich dachte erst, dass der Fisch mit Tomatensauce serviert wurde. Leider nein. Es war eine Sauce die noch süßer war, als der lockige Frittierteig in den der Fisch gewickelt war. Ein süßer, leicht künstlicher Geschmack. Wahrscheinlich wurde die Sauce angedickt mit ordentlich Glutamat … und womöglich sollte es Mandarinengeschmack sein, was den Namen Mandarinenfisch erklären würde.
Immerhin, abgesehen von Kopf und Flossen war der Fisch grätenfrei.

Neben dem Zuckerschock – der leider nicht sehr sättigend war – bestellte ich doch eine “Schweinerei”, die allerdings nicht typisch für Shànghǎi sein soll … seht selbst in den Fotos.

 

abends startete ich einen zweiten Anlauf noch fett- und zuckerfreie Fischgerichte zu bekommen.

Habe über Krabbe und Muschel nachgedacht – wieder veworfen und Fischvariante gewählt – ein Fehler?

Nochmal Pi dan, diesmal als Salat. Der Salat stellte sich einfach nur als kleingeschnittenes Ei in fettiger Sojasauce heraus. Dazu ein paar kleingehackte, getrocknete Chili, Frühlingszwiebelringe und Sesamkerne als Deko.

Der Fisch wurde wieder komplett serviert. Schmeckte gut, allerdings wurde der Fisch vor der Zubereitung nur von den Innereien befreit. Sehr fies waren an diesem Fisch die Knochen und Gräten in verschiedenen Dicken und Formen. Vor allem die gegabelten haarfeine Gräten bereiteten eine Geduldsarbeit -> aber man merkt meine Fortschritte beim Fisch zerlegen mit Essstäbchen deutlich 😉