Karibikstrände mit einem ungebetenen Gast …

24-JUNIO – 29-JUNIO-2011

Nach dem kulturellen Teil meines Urlaubes (Ruinentour, Museen und Kolonialstädte) wollte ich die letzten Tage in Yucatán mit meiner besseren Hälfte an den Stränden von Isla Cozumel und Playa del Carmen verbringen und entspannten. So ganz ist der Plan nicht aufgegangen, denn der ungebetene Gast Arlene hat uns die Urlaubstage etwas erschwert. “Tormenta Tropical Arlene” war ein der erste Tropensturm der Saison. Aber Arlene verlief glimpflich, jedoch leider mit sehr viel Regen. Die Straßen waren bei starken Schauern regelmäßig unter Wasser. Dennoch verlief der Tropenstrum in Yucatán harmloser als in anderen Teilen Südmexikos (z.B. die Bundesstaaten Oaxaca und Chiapas waren überschwemmt).

Trotz des miesen Wetters wollten wir uns den Spaß am Strand nicht nehmen lassen und im karibischen Meer schwimmen. Es fehlt nur die Sonne, alles andere war fast perfekt. Das Meer schimmert in verschiedenen Blautönen und hat angenehme Temperatur (vor allem wenn man aus einem kalten Regenschauer kommt).

Ein sehr faszinierendes Erlebnis war Schnorcheln auf der Insel Cozumel. Bereits wenige Meter vom Strandufer entfernt trifft man bereits auf Fische in jeglicher Farbe und Gestalt. Kleine gestreifte die nichtmal die größe eines halben Fingers erreichen, gelb und blau-getigerte runde Fische, 30-Zentimeter lange transparente Fische die schnell an einem vorbeischießen. Und sogar kleine Rochen die der Farbe des Meeresbodens angepasst sind und langsam über den sandigen Felsboden gleiten.

Zugegeben, wir waren an einer eher unspektakulären Stelle der Insel schnorcheln. Aber trotzdem hat es sich gelohnt. Da ich wegen des Tropensturms andere geplante Aktivitäten in der Karibik nicht wahrnehmen konnte, bin ich im Nachhinein glücklich, dass wir spontan schnorcheln gegangen sind.

Cobá – Finale der Ruinentour

23-JUNIO-2011 (voll im Zeitplan!!! 🙂 )

Der letzte Punkt auf meiner Liste der Maya Ruinen sollte gleichzeitig der Höhepunkt der Ruinentour werden. Rückblickend betrachtet waren die Höhepunkte wohl Uxmal oder Tulum. Es ist schwer zu sagen welche Maya Stätte mir am besten gefiel. Alle sind unterschiedlich wegen ihrer Lage und dem Zustand der Restauration. Daher ist ein Vergleich unmöglich.

Die ehemalige Mayastadt Cobá liegt mitten im Dschungel, nahe von krokodilbevölkerten Lagunen.
Aber leider ist Cobá nicht mehr der Geheimtipp für den er gehandelt wird. Im Viertelstundentakt treffen Touristengruppen ein und die Straße zum Eingang ist mit Restaurants gesäumt.

Am Eingang wurden mir Leihfahrräder angeboten, weil der Weg durch den Dschungel zwischen den begehbaren Gebäudestrukturen sehr weit sei (Cobá ist von der Ausdehnung die größte Stätte die ich besucht habe – geschätzte Ausdehnung zu Blütezeiten: 52 km²). Das Angebot von Fahrrädern lehnte ich höflich ab. Ich war schließlich im Dschungel und nicht in Holland! Dieser Gedanke sollte sich allerdings schnell umkehren, denn wie ich wenig später bemerkte, waren niederländische Touristen an dieser Stätte deutlich in der Überzahl. Rund um die Gebäudegruppen gab es keine Ruhe, weil ständig holländische Reisegruppen mit ihren Fahrrädern eintrafen (die Franzosen und fette Amerikaner ließen sich lieber kutschieren als selbst zu fahren).

Wo sonst Vogelgezwitscher und Rascheln im Busch herschte, übertönten die Touristengruppen jegliche Geräusche der gewohnten Dschungelatmosphäre. Krakelen, Gegröle und Kreischen. Das hat mir diese sonst sehr faszinierende Ruinenstätte ziemlich verdorben.

Hauptpyramide

Hauptpyramide

Hauptpyramide - Tempel

Hauptpyramide - Tempel

Hauptpyramide

Hauptpyramide - auf der Spitze

Aber mal etwas mehr über Cobá an sich:
Es wurde sehr wenig rekonstruiert. Die Gebäude sind lediglich vom Bewuchs befreit und sonst in ihrem natürlichen Verwitterungszustand. Die Architektur der Hauptpyramide ist für die mexikanischen Flachlandmaya ungewöhnlich, da sie der von Tikal in Guatemala sehr stark ähnelt. Es wird vermutet, dass eine Allianz zwischen Cobá und Tikal bestand. Möglicherweise sogar durch eine Heirat, denn auf den Stelen die man in Cobá gefunden hat sind ebenfalls weibliche Hoheitspersonen abgebildet.

Allerdings ist ein Großteil der Stelen stark verwittert und kann selbst von den Experten nicht vollständig entziffert werden. Die meisten Touristen laufen an den Stelen sogar vorbei ohne zu bemerken um was es sich dabei handelt.

Ein Spielfeld für das rituelle Ballspiel ist in einem exzellenten Zustand. Ungewöhnlich sind die Steinplatten, die im Spielfeld eingelassen wurden. Eine Platte in Totenkopfform befindet sich direkt in der Mitte des Feldes.

gut erhaltenes Spielfeld

gut erhaltenes Spielfeld

Spielfeld - Totenschädel

Spielfeld - Totenschädel

Pyramide im Dschungel

Pyramide im Dschungel

Der Blick von der Hauptpyramide auf das Dschungeldach ist sehr gut. In alle Richtungen sieht man nur grünen Bewuchs und sogar die Lagunen kann man in der Ferne erkennen.

Mein Fazit: Schön auch Cobá besucht zu haben, aber jetzt ist Schluss mit Maya Ruinen. Letztes Ziel der Tour quer über die Halbinsel Yucatán ist nur noch der Karibikstrand 🙂

la última crusada

la última crusada

Tulum / Tulúm

21-JUNIO-2011
Die Überreste von Tulum sind vergleichsweise klein. Tulum war niemals eine große Stadt , sondern ein Handelszentrum der Maya ohne größere Gebäude. Pyramiden gibt es keine und nur an einem Gebäude sind religiöse Verzierungen erhalten. Viele Gebäude sind in schlichtem Baustil errichtet worden und über die Jahrhunderte mittlerweile verwittert. 

Der Grund warum diese Stätte allerdings als sehr sehenswert gilt ist einfach: Tulum war ein Hafen und liegt direkt an der Karibikküste. Der Ausblick auf das hellblaue Meer entlang der Felsklippen die von Mayagebäuden gekrönt wurden ist traumhaft.

Die Maya betrieben ihren Seehandel enlang der Karibiküste von Mexiko, Belize und Honduras mit kleinen Booten. Navigation fiel aufgrund der Routen am Strand entlang einfacher. Das größte Gebäude von Tulum – von den Spaniern fälschlicherweise als el castillo (die Festung) bezeichnet – ist ein Orientierungspunkt oder Leuchtturm. Entlang der Küste verlaufen Riffe, die eine Gefahr für einlaufende Boote darstellen. In direkter Flucht mit el castillo verläuft eine Passage ins Meer die frei von Riffen ist. An der Stelle von der aus die Bootsfahrer die Fenster im el castillo deutlich erkennen konnten – die Gebäudefront sieht dabei aus wie ein Gesicht – konnten die Boote sicher den Hafen ansteuern. Diese Intepretation des Gebäudes steht auf keiner der Erklärungstafeln in Tulum. Das habe ich durch eine Dokumentation über die Maya im mexikanischen Fernsehen gesehen.

Stört die gringos allerdings nicht. Es sind fast ausschließlich Amis in Tulum! …. Zweiter Teil des Berichts folgt demnächst …

Mein erster Ausflug an die Karibikküste hat Lust auf mehr geweckt.

Ek’Balam

21-JUNIO-2011
Nach den Besuchen in Uxmal und Chichén Itzá wirkt Ek’Balam eher unbedeutend und klein. Daher ist der Eintrittspreis meiner Meinung überteuert (der anliegende Cenote ist nicht im Preis inbegriffen – Frechheit!). Allerdings muss man bedenken, dass ein großer Teil dieser ehemaligen Mayastadt noch unter einer Schicht aus Tropenwald schläft. Das mexikanische Institut für Anthropologie und Archäologie arbeitet an den Ausgrabungen der noch bedeckten Strukturen. Während wir durch die Ruinen streiften, wurden zeitgleich überwucherte Gebäudestrukturen von Bäumen, Gebüsch und grüner Humusdecke befreit. In ein paar Jahren dürften noch weitere Gebäude sichtbar sein.

Eine schöne Aussicht auf die zentrale Akropolis hat man von der Hauptpyramide. Sie hat ungefähr die gleiche Höhe wie Uxmals grand pirámide. Einige Verzierungen an den Fasaden der Stockwerke sind außergewöhnlich für mesoamerikanische Kulturen. Menschliche Figuren mit Flügeln sind abgebildet.

Erstmals habe ich hier eine Pyramide gesehen in der sich die Überreste eines Grabes befinden. Das habe ich in Mexiko bisher selten gesehen. Im Gegensatz zu den Ägyptern waren die Pyramide nicht Grabstätten der Herrscher sondern rituelle Gebäude.

Wenn man die Augen nicht nur auf die Ruinen richtet, wird man einen Teil der Tierwelt Yucatáns hier kennenlernen. Wir überquerten mehrere Straßen von großen roten Ameisen die sich über fast 30 Meter durch den Dschungel zogen. Außerdem kann man mit etwas Geduld Eidechsen und schillernd-bunte Vögel beobachten.

Valladolid – Verschlafene Stadt aber exzellenter Knotenpunkt für Reisende

20-JUNIO – 24-JUNIO-2011
Ursprünglich war geplant Valladolid nur für einen Tag/eine Nacht als Durchgangspunkt von Chichén Itzá nach Tulum zu nutzen. Aber Valladolid hat sich als exzellenter Knotenpunkt herausgestellt um die Ruinen von Ek’Balam, Tulum und Cobá auf Tagesausflügen zu besuchen.

Valladolid war eine der ersten Städte die während der Mayaaufstände angegriffen wurde und noch heute steht viel Kolonialarchitektur. Die ganze Umgebung ist übersäät mit Zenoten. Es gibt einen im Stadtzentrum und ein Zenote befindet sich im Ex-Konvent.

Sonst ist die Kleintadt eher verschlafen. Es gibt viel gut restaurierte Kolonialhäuser rund um den Zócalo, dann den Ex-Konvent und einen Supermarkt. Nachtleben gibt es so gut wie keins. Den Aufenthalt in Valladolid habe ich trotzdem genossen.

 

Chichén Itzá – Der Touristenmagnet

20-JUNIO-2011
Was wird jeder Backpacker und Individualreisender über Chichén Itzá sagen? -> “Es ist überbewertet!”
Was ist die typische Ausrede, warum Backpacker und Individualreisende trotzdem Chichén Itzá besuchen? -> “Man muss es mal gesehen haben um mitreden zu können.”

Die meistbesuchte zona arqueológica neben Teotihuacán ist die ehemalige Maya Stadt Chichén Itzá. Die Stätte hat es unter die “neuen sieben Weltwunder” geschafft (wobei man diese Wahl der neuen sieben Weltwundern nicht allzu ernst nehmen sollte). Den wirklichen Clou von Chichén Itzá erlebt man leider nur zur Sonnenwende an der Pirámide de Kukulcán. Nämlich dann, wenn nachmittags die Schatten von den Ecken der Pyramidenebenen einen Schlangenkörper auf den Treppenaufgang werfen. Davon habe ich nur Fotos gesehen. Wirkt aber beeindruckend. Wie ich schon in vorigen Beiträgen erwähnte,waren die Maya sehr intelligent und fortgeschritten in Astronomie und Mathematik.

Templo de Kukulkan

Templo de Kukulkan

El Caracol - Observatorium

El Caracol - Observatorium

Nahe der Iglesia

Nahe der Iglesia

Die berühmte Pyramide ist nicht außerordentlich groß und besteigen darf man sie auch nicht. Das Gebäude was als Observatorium vermutet wird, darf man auch nur von unten betrachten. Wenn ich mich recht erinnere darf man in Chichén Itzá gar keine der verbliebenen Strukturen betreten. Ist allerdings besser so bei dem großen Besucherandrang.

Viel interessanter als die oben genannten Hauptattraktionen fand ich den großen Platz für das rituelle Ballspiel. Hier hat der ansässige Mayastamm der Itzás definitiv geprotzt! Es ist der größte Platz für das Ballspiel in Mesoamerika. Sozusagen das Olympiastadion der KLASSISCHEN PERIODE???. Kaum vorstellbar wie hier das Spiel auf so großem Raum stattgefunden haben soll. Damit sind wir wieder bei einem meiner Lieblingsthemen: Nach unzähligen Ruinenstädten die ich besucht habe, werde ich nicht müde mir Ballspielfelder anzusehen und mir vorzustellen wie die Einwohner Mesoamerikas auf jener Fläche Kautschukbälle durch die Luft geschubst haben …

Überdimensionaler Ballspielplatz

Überdimensionaler Ballspielplatz

Cenote Sagrado

Cenote Sagrado

Die Stätte ist voll mit amerikanischen und holländischen Touristen, die sich auf Tagestouren von Cancún oder Playa del Carmen sich zumindest einen halben Tag Kultur gönnen wollen, bevor der 14-tägige Badeurlaub in ihrem Strand-Ressort weitergeht.

Zu allem Überfluss begann es noch zu regnen. Am einzigen Tag, wo ich die sonst überflüssige Regenjacke in meinem Reisegepäck gelassen habe. Ich endete unter einem Baum mit einem Artesano, der mir aus Kalkstein gefertigte Maya-Kalender oder Holzmasken verkaufen wollte. Wir saßen bei dem ziemlich heftigen Regen eine halbe Stunde unter einer Plane die er dabei hatte und er erzählte mir über das Leben in Yucatán und schimpfte über die korrupten Regionalpolitiker.

Chichén Itzá, man muss es nicht gesehen haben. Aber wenn man in der Gegend ist, sollte man einen Abstecher wagen.

Been there, seen it, let's move on

Been there, seen it, let's move on

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Uxmal – Eine Perle der untergegangenen Mayawelt

 19-JUNIO-2011
Meine selbstgestrickte Ruta Maya nimmt ihren ersten Höhepunkt im Weltkulturerbe Uxmal.
Frühmorgens um 6 habe ich den ersten Bus genommen der an der Mayastätte vorbeifährt und war damit überpünktlich zur Toröffnung vor Ort um die großen Touristenmassen zu meiden. Die frühe Anreise als auch der für mexikanische Verhältnisse hohe Eintrittspreis haben sich absolut gelohnt: 

 

Pirámide del Adivino

Pirámide del Adivino

"Nonnenviereck" - Nordgebäude

"Nonnenviereck" - Nordgebäude

El Grupo del Palomar

El Grupo del Palomar

Die unzähligen Gebäudeverzierungen sind gut erhalten. Mein persönliches Highlight war die grand pirámide . Hier habe ich zum ersten Mal die vielbeschworene Energie der mesoamerikanischen Stätten gespürt, als ich als einzelner die Treppenstufen bestiegen habe und vor dem kleinen Tempel auf der Pyramidenspitze stand. Man blickt hinunter auf die umliegenden Gebäude der Stätte und sieht in alle Richtungen nur dunkelgrünen Tropenwald. Vereinzeltes Vogelgeschrei dringt von unten zur Pyramidenspitze und dem Himmel mit tief liegender Wolkendecke ist man ein ganzes Stück näher. Dort auf der Spitze der Pyramide kann man nachempfinden was die Mayapriester und/oder -herrscher gefühlt haben, wenn sie die Pyramide hinaugestiegen sind und auf die unter ihnen liegende Stadt blickten (Uxmal hatte vermutlich eine Ausdehnung von 32 km²). Nach diesem Energieschub den ich auf der Pyramidenspitze erfuhr, beginne ich an die Kraft und Magie der alten Stätten Mesoamerikas zu glauben.

 

Aussicht von Pirámide Mayor

Aussicht von Pirámide Mayor

Palacio del Gobernador

Palacio del Gobernador

Chaac Masken

Chaac Masken

Wie Edzná, ist auch Uxmal bevölkert von Schwarzleguanen. Die größeren Exemplare sind nicht ganz so scheu; ziehen sich bei Annäherung aber ebenfalls rasch zurück. Man ist permanent von Leguanen umgeben; 4-6 Exemplare die man sieht und mind. 3-5 Exemplare die sich gut im Blattwerk getarnt haben. Auch Leguane können ihre Haut der Umgebung anpassen.

… und als ich auf der Suche nach den verwitterten nördlichen Pyramiden jenseits der Besucherpfaden mitten im Wald stand, huschte direkt neben mir ein Reptil in einen morschen Baumstumpf. Ich habe nur noch das Hinterteil gesehen und kann schwer sagen, ob es eine Schlange oder ein besonders großer Leguan war. Aber genau dort, abseits des ausgetretenen Pfades, umkreist von Moskitos, mitten im tropischen Dickicht klingelt mein Handy und meine Freundin sendet mir zum mexikanischen Vatertag ihre Grüße. Telcel ist hier allgegenwärtig – auch im tropischen Wald  :o)

Uxmal hat mir sehr gut gefallen. Die langnasigen Gottheiten die von Gebäudereliefs herabstarren, Totenköpfe als Verzierung von Gebäudebasen, verzierte Spitzbögen in verwitterten Mauerresten, sowie die fantastische Aussicht auf tropischen Wald und religiöse Gebäudestrukturen versetzt einen in eine andere Welt.

Uxmal von oben

Uxmal von oben

Mérida

18-JUNIO-2011 – 20-JUNIO-2011
Die Stadt Mérida im Bundesstaat Yucatán ist ein einziger Marktplatz. In Mérida sieht man das gleiche Bild wie in anderen mexikanischen Städten. Wenn man den malerischen grande plaza Richtung Süden verlässt, verschlingt einen das Marktgetümmel. Mérida hat zwei oder drei große Markthallen. Aber die Straßen dazwischen sind bevölkert von Geschäften und unzähligen Straßenhändler die so ziemlich alles verkaufen, was Abnehmer findet. Man hört Geschrei, Verkehrslärm und jeder Straßenstand oder Laden beschallt die Umgebung mit eigener folkloristischer Trompetenmusik. Die Sonne brennt vom Himmel und die bunten Waren an den Ständen formen ein Kaleidoskop der mexikanischen Marktkultur. Man atmet Abgase und süße, scharfe und faulige Gerüche wabern durch die dicke Luft. Der permanente Fluss von Fußgängern und Fahrzeugen hält die Straßen in unentwegter Bewegung. Dies ist das Paradebespiel für eine mexikanische Stadt an einem Samstagnachmittag. Das ist Mexiko wie ich es kenne: Es ist so ekelhaft und schön zur gleichen Zeit, dass man schreien möchte!!!

Mérida befindet sich kurz vorm Umkippen von “touristisch” zu “verstärkt touristisch”. Erst kam es mir vor, als wären die Leute sehr offen und sind stolz mit ausländischen Besuchern reden zu können. In Wahrheit wollen viele allerdings ihre regionaltypischen Artesanías verkaufen. Durch den ausgedehnten small talk als Auftakt für das eigentliche Verkaufsgespräch machen viele Händler bzw. ihre Gehifen das recht geschickt.  

Typische Artesanías für Yucatán sind guayaberas (helle Leinenhemden aus Sisal) und natürlich hamacas (Hängematten). Der Großteil der Bevölkerung Yucatáns schläft in Hängematten. Ausnahmsweise fand ich diese regionaltypischen Waren recht praktisch und schick. Die Guayaberas wirken als natürlicher Abwechmechanismus gegen Moskitos und belüften genausogut wie die Sportshirts aus Synthetikfaser die ich sonst in der mexikanischen Hitze getragen habe. Allerdings gibt es einen Nebeneffekt: Wenn die Naturfasern feucht werden, riecht es als würde man in einer Kaktusplantage sitzen.

Nachdem ich von Campeche anreisete, wirkt der Stadtkern von Mérida natürlich enttäuschend. Die Stadt ist nicht unbedingt hässlich, aber wirkt gegenüber Campeche profillos. Einen Besuch ist die Stadt durchaus wert – vor allem wenn man sie zur Durchreise nutzt und/oder um die Ruinen von Uxmal zu besuchen. So wie ich es getan habe …

Edzná – Auftakt der Ruinentour

16-Junio-2011

Mit 120 km/h hat mich mein Fahrer über Landstraßen am tropischen Wald entlang nach Edzná kutschiert. Er kannte alle Schleichwege und schaffte die Strecke zwischen Stadtzentrum Campeche und Edzná in rekordverdächtigen 40 Minuten – jeder Guide spricht sonst von einer einstündigen Fahrtzeit.

Die Maya Ruinen von Edzná liegen mitten im Dschungel und werden heute nur noch von Eidechsen und Leguanen bewohnt. An jenem Morgen traten nur drei Besucher den Weg in die Stätte an (ich eingeschlossen). Damit war die Atmosphäre in den verlassenen Ruinen nahezu perfekt: Eingetretene Trampelpfade führen durch unberührtes Gebüsch zu den Überresten der Maya Stadt. Man hört nur Zirpen von Grillen, fremdartiges Vogelgeschrei und Rascheln im Blattwerk – vermutlich aufgeschreckte Leguane. Die Reptilien gedeihen hier wirklich prächtig. Kein Wunder bei dem großen Fressangebot an Insekten. Die Leguane können höher springen, als ich vermutet habe. Treppenstufen von den Mayagebäuden stellen kein Hindernis für die Echsen dar.

Die Hauptpyramide von Edzná (Pirámide de Cinco Pisos) darf man leider nicht mehr betreten. Eigentlich unverantwortlich, dass man die filigrane Treppenkonstruktion überhaupt einmal hinaufsteigen durfte. Aber auf den restlichen Gebäuden darf man sich relativ frei bewegen. Die Aussicht auf das Walddach ist von den sonstigen Strukturen nicht minder schlecht. Man sieht in alle Richtungen nur tropischen Wald. Auch die Reste der Bewässerungskanäle die die Maya hier angelegt haben sind gut zu erkennen. Bei der tropischen Hitze war Wasserknappheit für die Flachlandmaya in Yucatán ein ständiges Problem.
Das Bewässerungssystem und die Architektur in Edzná ist Vorzeigebeispiel für das technische und mathematische Geschick, dass die Maya besaßen. Edzná war die erste Maya Stätte die ich besuchte und das Erkunden weckte Lust auf mehr …

Ausufernder Kolonialstil in Campeche

15-Junio-2011 – 18-Junio-2011
Mein Urlaub beginnt mit dem Flug von DF nach Ciudad del Carmen. In dieser Stadt gibt es praktisch nichts außer Erdöl (die Stadt liegt auf einer Insel an der südlichen Golfküste). Ciudad del Carmen habe ich lediglich als Sprungbrett für meine Reise über die Halbinsel Yucatán genutzt. Meine erste Etappe führte mich in die Stadt Campeche im gleichnamigen Bundesstaat. Bereits die Busfahrt entlang an der Golfküste nach Campeche war ein neues Erlebnis für mich. Rechts der Straße wildert der tropische Wald und links der Straße schwappen die Wellen vom mexikanischen Golf ans Ufer.

Campeche kann ich als Reiseziel weiterempfehlen. Der nahezu komplett restaurierte Stadtkern ist das Disneyland für Kolonialarchitektur. Die märchenhafte Altstadt liegt nur wenige hundert Meter von der Golfküste inmitten von Mauerresten und Baluartes (Festungspunkten). Zur Kolonialzeit begann der Golf bereits an den Festungsmauern. Nach vernichtenden Piratenüberfällen im 16. und 17. Jahrhundert haben die Spanier beschlossen den Stadtkern mit Mauern und Festungsanlagen zu schützen. Die Festungsanlagen werden heute meist als Museen genutzt und sind gute Orte um die heißen Nachmittage an einem kühlen Ort zu verbringen.

Einen Morgenlauf am malecón (Flanierweg am Meerufer) habe ich mir nicht nehmen lassen. Aber die Sonne hier ist gnadenlos. Gefährlicher sind nur die Moskitos 😉

Fort San Miguel

Fort San Miguel

Fort San Miguel

Fort San Miguel

Malecón

Malecón

Außerhalb der alten Stadtmauern herrscht zwar das chaotisch laute und turbulent bunte Treiben, das man in jeder mexikanischen Stadt findet. Und die nachmittägliche Markthalle erzeugte bei mir Brechreiz! Doch wenn die grelle Sonne vom hellblauen Himmel auf die pastellfarbenen Hausfassaden im Kolonialstil scheint, erkennt man etwas besonderes gefunden zu haben. Diese Stadt ist so unwirklich, geradezu ein Ort der Harmonie. Das ist ungewöhnlich für eine mexikanische Stadt ihrer Größe. Campeche ist das Brügge von Mexiko – mit dem Unterschied, dass es in Brügge kalt ist und mehr Touristen herumlaufen als Einheimische. Mich würde es nicht wundern, wenn sich in 2-5 Jahren Campeche in einen solchen Touristenmoloch verwandelt hat. Dezeit ist der Tourismus auf einem gesunden Niveau. Nur vereinzelte blonde Pärchen die gedankenverloren im Lonely Planet blättern fallen auf.

Campeche - Am Zócalo

Campeche - Am Zócalo

Blick auf Zócalo

Blick auf Zócalo

Altstadt von Campeche

Altstadt von Campeche

Mich nervte nur, dass die Maya Stätten im Bundesstaate Campeche nicht mit öffentlichen Verkehrsmitteln zugänglich sind. So verbrachte ich den ersten Nachmittag mit der Fragererei nach Transfer zu den Ruinen von Edzná und Calakmul. Selbst die Mädels im Touristenbüro verwiesen mich hier an Reisegesellschaften und private Touren, anstatt mir Busse oder collectivos empfehlen zu können.

Es ist zwar kein Geheimtipp mehr, doch touristisch ist die Stadt noch nicht – darum hat Sie mir wahrscheinlich auch so gut gefallen.